Perispasmos-A2: Entropie und die alte Ehe

Von Luga Hunger:

Zunächst wollen wir einem alten Ideengeber von 5.728 NZ das Wort übergeben:

Der kleine Unterschied zwischen Bachelor und Ehering

Was ist der Unterschied zwischen dem Bachelor und einem Ehering? Die schnelle Antwort: Der Ehering erhöht Transaktionskosten (die der Trennung) und der Bachelor (bzw. ein Abschluss) senkt Transaktionskosten (die der Suche nach einem Mitarbeiter mit bestimmten Qualifikationen).

Ausführlich: Zunächst einmal geht es bei dem »Unterschied zwischen Bachelor und Ehering« nicht um eine Fernsehshow, sondern um einen Universitätsabschluss oder wenigstens irgendeinen Abschluss. Der Bachelor steht bloß für einen Nachweis von Qualifikationen und der Ehering ist nicht bloß ein Symbol der Bindung zwischen zwei Menschen, sondern ein Symbol staatlich verifizierter Bindung.

Das Trennen bei Bestehen einer Zivilehe wird erschwert durch Trennungsjahr, Anwaltskosten usw. Eine einfache Trennung ohne Ehe ist sicher schon eine Hürde, besonders, wenn man zusammengezogen ist. Doch mit der Ehe wird es noch einmal schwerer. Das ist besonders der Fall, wenn zwar eine Trennung gesellschaftlich toleriert wird, aber eine Scheidung tabu oder gar gesetzlich verboten ist. In letzterem Fall sind die Transaktionskosten natürlich unendlich hoch.

Das Suchen eines Angestellten ist sehr, sehr aufwendig. Man kann sicher Jobhunter beauftragen, aber auch die kosten etwas. Bei dem großen Arbeitsmarkt mit einer bloßen Zeitungsanzeige und tausend Bewerbungsschreiben mit Lobeshymnen auf die jeweiligen Bewerber darauf, den Richtigen für eine spezielle Aufgabe zu finden, ist schwer und zeitaufwendig. Woher will man wissen, ob der Bewerber tatsächlich irgendetwas taugt? Es gibt bestimmt tolle Stationen im Lebenslauf, aber kann der Bewerber die neue abstrakte Aufgabe tatsächlich annehmen und bewältigen? Dafür gibt es Abschlüsse. Man kann sicher zu Recht daran zweifeln, wie aussagekräftig sie sind. Doch im Großen und Ganzen kann man sicher sagen, dass sie nützlich sind. Sie sagen Folgendes aus: Der Bewerber hatte genug Motivation für den Abschluss, hat genug Durchhaltevermögen, hat sicher bestimmte fachliche Qualifikationen und dafür steht eine namhafte Institution mit ihrem Namen. Der Wert des speziellen Abschlusses wird überprüft und garantiert vom Staat (akkreditierter Studiengang, ...) bzw. einer Industrie- oder Handelskammer (Ausbildungsabschluss).

Der Begriff ‚Transaktionskosten‘ kommt aus den Wirtschaftswissenschaften, genauer gesagt aus der Institutionenökonomik.

In der Ökonomie geht man immer (in den meisten Schulen) von einer Rationalität der Menschen aus. So funktionieren die Modelle. Mit dem rationalen Verhalten des Individuums kann man Vorhersagen über die Masse der Menschen, also quasi den Markt, machen. Das Problem dabei sind allerdings Informationen. Selten besitzen Menschen alle Informationen, die sie brauchen, um bestmöglich ihren Interessen (Präferenzen) zu dienen. In der Regel brauchen sie mehr Informationen über die Gegenwart und die Zukunft. Diese Informationen kosten etwas. Nicht immer ist das Geld, meist ist das Zeit. Informationen zu suchen hat ‚Suchkosten‘. Dies sind Transaktionskosten. Auch die Maklercourtage gehört zu Transaktionskosten. So auch die Zeit einer Verhandlung, der Weg zur Verhandlung oder das Eintreiben der Miete. Ganz allgemein lassen sich Transaktionskosten unterteilen in die Kosten zur Suche von Informationen, in die Kosten der Verhandlung/Entscheidung, und in die Kosten zur Durchsetzung und Überwachung.

Also: Wir können davon ausgehen, dass erotische Beziehungen zwischen zwei Menschen immer zum Scheitern verurteilt sind, über kurz oder lang. Vielleicht wurde oder wird in so mancher Beziehung zwischen Menschen irgendwelcher biologischer Kategorien ein Partner unterdrückt und aus dieser Unterdrückung Energie zur Aufrechterhaltung der Beziehung zugunsten des Unterdrückenden zu Lasten des Unterdrückten abgezogen. Beziehungen kosten Energie. In den emotionalen Anfängen erotischer Beziehungen merkt Keines den Aufwand für die Beziehung. Keines merkt, wie viel Energie von Einzelnen für die Beziehung aufgewendet wird. Es geschieht einfach – wie im Rausch, im Liebesrausch eben. Doch das ist natürlich irgendwann einmal vorbei. Die Entropie wirkt eben auch auf Beziehungen: Sie zerfallen mit der Zeit, wenn nicht Energie zugeführt wird.

Wie sieht es nun in unseren europäischen LNL-Beziehungen[1] aus? Wie wirkt Entropie auf unsere gesellschaftlichen Konstrukte und wie haben Lernerfahrungen mit der Entropie für die Veränderungen in den Ata-Jahren geholfen? Die Kirchenvereine der Altzeit haben ihr Institut der Ehe für sich alleine zurück und dürfen damit auch alleine ohne staatliche Aufsicht scheitern. Da im FFE radikal die Ehe für Niemanden eingeführt wurde, scheint es recht wohlfeil, die alten Eheverhältnisse mit der Neuzeit zu vergleichen. Dies wird in einigen Jahrzehnten zu bewerten sein.


1: LNL-Beziehung: law and love. Ehe für niemanden. Es gibt Recht und Pflicht-Beziehungsverträge zwischen Menschen, möglich auch einseitig von erwachsen zu Kind oder Tier. Ab einem Alter 6 NZ Jahren verfallen diese und können ehe-ähnlich wieder abgeschlossen werden. Begriff: einseitig oder zweiseitige rupf-Bindung oder LNL-Beziehung. Anerkannt als Ehe außerhalb Europas. Sozusagen Ehe für alle, aber auch eine Art Vielehe Möglichkeit. Kontext abhängig ist die Nutzung der Begriffe.