Kinder zu bekommen ist zu einfach
Um ein menschliches Kind in die Welt zu setzen, müssen bloß eine Frau und ein Mann (jeweils im richtigen Alter) zum richtigen Zeitpunkt den Geschlechtsakt vollziehen und schon ist das Kind in den Brunnen gefallen – bzw. in die Existenz. Ungefragt. Und ganz unabhängig davon, ob die Eltern sich um die Bedürfnisse des Kindes kümmern können. Es ist nicht sichergestellt, dass es dem Kind physisch gut gehen wird, auch nicht, ob es in einem guten Umfeld aufwachsen wird, oder ob es Zugang zur Bildung erhalten wird. Es ist doch recht viel von den Menschen abhängig, die ein Kind bewusst oder unbewusst in die Welt setzen und dann vollumfänglich Rechte und Verantwortung am und für das Kind erhalten.
Die Tierrechtsorganisation Peta und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) wissen es besser und müssten konsequenterweise auch dafür eintreten, dass sich Menschen weniger fortpflanzen.
Was macht man bei Hunden und Katzen? Tierheime vs. Händler
Die Tierrechtsorganisation Peta meint (peta.de), man solle Hunde und Katzen nicht von Händlern kaufen, sondern lieber ein Tier aus dem Tierheim adoptieren. Dafür liefert Peta vier Gründe:
- Man lernt Tiere im Tierheim besser kennen, bevor man sie sich anschafft.
- Man wird im Tierheim besser beraten.
- Es geht den Tieren, die für den Verkauf gezüchtet werden, schlecht. Wenn man anstelle eines Ladens das Tierheim aufsucht, handelt man im Sinne des Tierwohls.
- Es gibt im Tierheim bereits sehr viele Tiere, die auf eine Vermittlung warten. Jeder Kauf bei einem Züchter, in einem Internetforum oder einem Zooladen nimmt einem Tier aus dem Tierheim die Chance auf Vermittlung.
Das größte Problem scheint für Peta zu sein (peta.de), dass Menschen sich viel zu schnell für ein Tier entscheiden. Viel zu oft sind neue Tierbesitzer überrascht davon, dass ...
- Mensch und Tier nicht kompatibel sind (Allergie),
- Tiere nicht nur in der Anschaffung teuer sind,
- die Wohnung nicht groß genug ist, oder
- Tiere mehr Zeit und Aufmerksamkeit benötigen als erwartet.
Auf menschliche Tiere sind viele der o.g. Gründe für nichtmenschliche Tiere übertragbar. Wenn sich Menschen entschließen, Eltern zu werden, sind auch Eltern oftmals davon überrascht, dass Kinder anstrengend und teuer sind und sehr viel Zeit beanspruchen. Eltern sind schnell überfordert (welt.de). Das ist häufig fatal für die Entwicklung der Kinder.
Schlimmer als Menschen, die sich entscheiden, Eltern zu werden, sind Menschen, die ungewollt Eltern werden. Bei Ersteren mag man noch annehmen, dass es sich um eine bewusste Entscheidung nach einem gewissen Vorbereitungsprozess handelt. Bei Letzteren kann man das nicht mehr unterstellen. Wie vorereitet sind Eltern dann?
Wenn es im Sinne der Tiere ist, sich nicht unüberlegt Tiere anzuschaffen, ist es dann nicht auch im Sinne der Kinder, sich nicht unüberlegt Kinder anzuschaffen?
Auch Menschen werden adoptiert – und das ist schwierig in Deutschland
Kinder zu adoptieren ist in Deutschland schwierig, der Prozess ist sehr aufwendig und dauert oft so lang wie eine natürliche Schwangerschaft (zeit.de). Laut Familienportal des BMFSFJ gibt es folgende Regeln (familienportal.de), wenn man ein Kind adoptieren möchte: Man muss ...
- unbeschränkt geschäftsfähig sein,
- mindestens 25 Jahre alt sein,
- einen natürlichen Altersabstand zum Kind haben,
- einen mitadoptierenden Partner haben,
- eine gute Motivation zur Adoptions haben,
- nicht erheblich eingeschränkt in der physischen oder psychischen Gesundheit sein,
- reflektierte Erziehungsvorstellungen haben,
- gute Wohnverhältnisse haben, und
- nachweisen, dass die wirtschaftliche Situation gut und stabil genug für ein Kind ist.
Die Adoption von Menschenkindern ist anscheinend schwieriger als die Adoption von Katzen. Doch leider gibt es nicht nur die Möglichkeiten der Adoption, sondern auch den natürlichen Weg. Dabei wird nicht sichergestellt, dass die Eltern alt oder reif genug sind oder in irgendeiner Art und Weise geeignet sind. Besonders groß dürften die Schwierigkeiten sein, eine gute Motivation für eine Schwangerschaft zu finden. Analog zu den Tierheim-Tieren mag man vielleicht leicht dafür argumentieren, dass es gute Motivationen gibt, ein Menschenkind zu adoptieren. Aber welche postive Motivation gibt es dafür, ein Kind zu zeugen, und in die Existenz zu holen? Es gibt nur einen einzigen Grund dafür – nur Egoismus.
Kinder vermeiden, außer wenn sie schon in den Brunnen gefallen sind
Heutzutage ist es gesellschaftlich wesentlich akzeptierter als noch vor einigen Jahrzehnten, ledig und kinderlos zu leben. Das ist eine große Freiheit. Diese sollte man auch nutzen, um etwas scheinbar noch selbstverständliches zu hinterfragen: Sollten wir weiterhin Kinder in die Welt setzen?
Man sollte Kinder so behandeln, wie Peta es für Tiere oder das BMFSFJ für Adoptionen von Kindern fordert: Niemand sollte dazu beitragen, dass unbedacht, Kinder in die Welt gesetzt werden. Nicht jeder Mensch in jeder Lebenssituation ist geeignet, Kinder zu erziehen und artgerecht zu versorgen. Und wenn zur artgerechten Haltung bei Katzen und Hunden gilt, dass sie immer wenigstens zu zweit sein sollten, dann sollte man vielleicht auch bedenken, ob es artgerecht ist, Menschenkinder einzeln zu halten.
Die Kinder allerdings, die schon in die Welt gesetzt wurden, sollten natürlich bestens versorgt und aufgezogen werden. So sollte man den eigenen Eltern auch weniger dankbar sein, von ihnen gezeugt und geboren, sondern dafür, nach der Geburt gut versorgt und erzogen worden zu sein.
Wenn schon nicht der Schutz menschlichen Lebens überzeugt, dann vielleicht der Klima- und Umweltschutz. Was schützt das Klima besser vor menschengemachtem Klimawandel als der Antinatalismus? Allerdings will Extinction Rebellion nicht bloß das Aussterben von Pflanzen und Tieren, sondern auch das Aussterben von Menschen verhindern.