Gerechtigkeit oder Tragik

Wie nennt man es, wenn alle störend laut telefonierenden Menschen im Zug sich in demselben Zugabteil aufhalten müssen – und somit einander stören? Internalisierung negativer externer Effekte. Oder: Gerechtigkeit. So wird mit Rauchern vielerorts verfahren, wenngleich auch nicht allenorts. Aber wie nennt man es, wenn alle störend laut schnarchenden Menschen eines Krankenhauses ihre Nächte in demselben Zimmer verbringen müssen – und somit einander beim Schlafen stören? Internalisierung negativer externer Effekte?! Sicherlich, in dem selben Sinn, wie es den laut telefonierenden Menschen geschah. Gerechtigkeit?! Nein: Tragik.

Erläuterung und Klarstellung

  1. Im engeren Sinne handelte es sich nicht um eine Internalisierung negativer externer Effekte. Hier wurde ein Hilfskonstrukt verwendet. Nicht die eigenen negativen externe Effekte wurden auf den Verursacher zurückgeworfen, oder durch Zahlungen kompensiert, sondern externe Effekte derselben Art und Weise wurden dem Verursacher dargeboten.
  2. Was ist der Unterschied zwischen den lauten oder rauchenden Menschen auf der einen Seite und den Schnarchnasen auf der anderen Seite? Handlungsfreiheit und Bewusstsein. Für das Lärmen und Rauchen entscheiden Menschen sich in dem einen Fall bewusst und können ihrer Entscheidung gemäß handelt. Die Schnarchnasen – so schlafraubend und nervend sie auch sein mögen – können entscheiden, wie sie wollen, doch können sie nie einer dahingehend bewussten Entscheidung handeln.
  3. Im engeren Sinne ist das eine eben keine Handlung, das andere schon.

Fazit

Das Leben ist schlecht. Man kann anderen Menschen ein Übel sein wollen oder nicht, und es dennoch sein. Und darunter zu leiden ist menschlich. Dazu hat man unter den Übeln der anderen Menschen zu leiden. Kein Weg führt am Leid vorbei.